Es ist Abend, fast Nacht. Ein Spaziergang durch eine dunkle Stadt, die Straßen erhellt von Laternen und dem Schein aus beleuchteten Wohnzimmern. Warmes Licht, das aus Esszimmern fällt, eine lustige Kinderzimmer-Leuchte, die sich in der Pfütze vor dem Haus spiegelt. Daneben: Das unverkennbare Flackern eines Fernsehers. Schnelles, kurzes Aufleuchten, abgelöst von Momenten der Dunkelheit. Farblich wenig zu differenzieren, erkennbar sind Helligkeiten und die Geschwindigkeit von Lichtwechseln und Schnitten. Tatort? Ein Krimi? Im Wohnzimmer daneben: Es flackert in recht einheitlichen Farben, es dominiert ein helles Grün, schnelle Wechsel zwischen Bildern offensichtlich, aber doch eine einheitliche Grundfarbe. Ist es eine Fußball-Übertragung? Ein Anime? Ein Zeichentrickfilm?
Das Licht eines Fernsehers, der Bildinformation beraubt, ist eine faszinierende Art der Beleuchtung. Was ist das für eine Lichtwirkung, die Menschen Abend für Abend wachhält, was prasselt da auf Augen und Sehnerven ein? Die Installation lichTV zeigt anhand von Filmen vergangener blicke-Ausgaben die Beleuchtungswirkung, die jeder Fernseher mit sich bringt. Die über zwei Millionen Pixel eines HD-Fernsehers, heruntergerechnet auf nur wenige Stellvertreter. Installiert im dunklen Raum, zeigt sich den Besucher*innen in einer Wolke aus Licht und Nebel das, was man im Vorbeigehen in den Wohnzimmern der Städte sieht.
Eine diffuse Rauminszenierung, die das Erlebnis auf die Essenz des Filme-Machens zurückwirft: Die Tonalität der Farben einer Produktion, die Geschwindigkeit, in der die Schnitte aufeinander folgen. Harte Schnitte oder sanfte Übergänge? All das sind Informationen, die wir sonst nur unterbewusst aufnehmen, die Installation lenkt die volle Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf diese scheinbaren Nebensächlichkeiten. Sie schärft dabei die Sinne für die unterbewusste Wahrnehmung des Fernsehers als Lichtquelle.